Ankern als Alternative zum Hafen
Eine schöne Bucht oder ein schöner Strandabschnitt und man möchte dem Lärm und dem Trubel im Hafen entfliehen, dann ist das Ankern genau das Richtige! Und dabei kann man noch einiges an Geld sparen, denn das Ankern ist im Normalfall kostenlos. Zudem kann man mit Hilfe des Ankers Bade-Stopps einlegen, ohne dass das Boot davon treibt.
Wer die Ruhe und die Schönheit der Natur liebt und auch mal gegen eine Borddusche nichts einzuwenden hat, für den ist das Ankern genau das Richtige. Und es ist kein großer Akt den Anker zu werfen. Wie man einen geeigneten Ankerplatz wählt, wie man den Anker wirft und birgt und welche weiteren Faktoren beachtet werden müssen, erfahrt ihr hier.
So finde ich einen guten Ankerplatz
Einen guten Ankerplatz zu finden ist gar nicht schwer. Hält man sich an folgende Tipps, kann eigentlich nichts mehr schief gehen:
Anker in sandigem Grund werfen
In Sand oder Schlick hat der Anker im Normalfall eine sehr gute Haltekraft. Steinige Böden und Seegras sollten daher gemieden werden. Der Anker kann sich dort nicht gut einbeißen. Zudem kann man in klarem Wasser und auf sandigem Boden seinen Anker gut sehen und somit kontrollieren, ob er sicher liegt. Zudem muss man darauf achten, dass keine Wracks, Kabel oder Ähnliches auf dem Grund liegen und das ankern an der bevorzugten Stelle erlaubt ist.
Wassertiefen beachten
Ein langsam abfallender Bodengrund ist für das Ankern optimal. Es sollte nicht in zu tiefen Gewässern geankert werden, da man sonst unnötig viel Ankerkette werfen muss (3-4 fache Menge der Wassertiefe bei Kette, bei Leine sogar 5-10 fache Länge). Als Richtwert kann man 4-5 Meter Wassertiefe annehmen. Seekarten geben guten Aufschluss über die Wassertiefen. So kann man im Vorfeld erkennen, welche Bucht sich gut zum Ankern eignet.
Landschutz nutzen
Bäume oder Felsen können einen guten Schutz liefern. Nicht selten ziehen Winde über Buchten, vor denen ein guter Schutz von großer Bedeutung ist. Zudem ist in vielen Buchten ein guter Schutz vor Wellen gegeben, was ein ruhiges vor Anker liegen ermöglicht.
Wetter beobachten
Wie beim Segeln allgemein ist auch beim Ankern das Wetter immer von Bedeutung. Ein Blick in den Wetterbericht und an den Himmel lässt meist die Wetterlage ganz gut erkennen. Ist mit inkonstanten Wetterverhältnissen zu rechen ist es auf alle Fälle sinnvoll eine geschützte Bucht, wenn nicht gar einen Hafen anzulaufen. In Revierführern findet man die für eine Bucht meist vorherrschenden Windrichtungen. Es lassen sich so geschützte Buchten finden. Dennoch muss die aktuelle Windrichtung immer im Blick behalten werden.
Barometer als Wetterbote
Fällt das Barometer innerhalb kurzer Zeit rapide, bahnt sich eine Wetterverschlechterung an. Dies sollte immer im Blick behalten werden!Vorsicht mit anderen Ankerbooten
Liegen schon andere Boote vor Anker, ist es wichtig, dass man genug Abstand zu diesen einhält. Durch den eigenen Schwojenkreis muss eine Kollision vermieden werden. Zudem muss man darauf achten, dass man genug Ankerkette oder Leine werfen kann, damit der Anker sicher hält und das eigene Boot nicht abdriftet.
Ankern, so geht’s richtig!
Hier wird Schritt für Schritt erklärt, wie das Ankermanöver richtig funktioniert:
- in den Wind fahren
- Fahrt nahezu auf Null
- Crewmitglied auf dem Vorschiff lässt Anker langsam und kontinuierlich ab
- Anker liegt auf dem Grund auf
- Steuermann gibt ggf. langsam Schub rückwärts
- Ankerkette/ Leine wird kontinuierlich weiter abgelassen
- ist genug Kette/ Leine abgelassen (siehe richtige Länge Kette bzw. Leine) den Anker eingraben
- durch vorsichtigen Rückwärtsschub Eingraben des Ankers unterstützen
- Haltekraft des Ankers kontrollieren
So prüfe ich, ob der Anker hält
Die Hand oder das Bein auf die Kette/ Leine legen. Ist beim Straffen der Ankerkette durch einen kräftigen, aber nicht ruckartigen Rückwärtsschub ein Rucken bzw. eine Vibration zu spüren, ist der Anker nicht fest genug im Grund eingegraben.Wichtige Grundlagen
Sowohl die richtige Ketten- bzw. Leinenlänge als auch der Schwojenkreis müssen beim Ankern immer bedacht werden. Was genau wichtig ist, wird hier dargestellt.
Die richtige Länge der Kette bzw. Leine
Die Länge der Ankerkette/Leine ist abhängig von der Tiefe in der wir Ankern wollen. Hier ist zu beachten, dass die Ankerkette min. 3-4 mal so lang ist wie die Wassertiefe sein muss. Bei einer Leine mit Kettenvorläufer (Das ist eine Leine, die durch eine Kette mit dem Anker verbunden ist) ist es die 4-6 fache Länge und bei einer reinen Leine sogar die 5-10 fache Länge.
Wenn wir angenommen eine Wassertiefe von 5 Metern haben, ist die verwendete:
- Kettenlänge 15-20 Meter
- Leine mit Kettenvorläufer 20-30 Meter
- Leine 25-50 Meter
Das Schwojen
Als Schwojen bezeichnet man das Umher-Dümpeln des Bootes am Ankerplatz. Dieses Umher-Dümpeln kann durch Winddreher, Wellenbewegungen oder ähnliches geschehen und das Boot in verschiedene Richtungen schieben. Dies wird als Schwojenkreis bezeichnet. Er ergibt sich aus dem Wetter und die verwendete Kette/Leine. Man sollte hier immer vom größten möglichen Schwojenkreis ausgehen, damit das Boot auch bei unerwartet stärkerem Wind noch sicher liegt.
Wenn wir nun vom oberen Beispiel ausgehen hätten wir eine Schwojenkreis von:
- ca.40 Meter + die doppelte Bootslänge bei Kette
- ca. 60 Meter + die doppelte Bootslänge bei einer Leine mit Kettenvorläufer
- ca. 100 Meter + die doppelte Bootslänge bei Leine
Das Diagramm zeigt, wie viel Platz beim Ankern speziell mit der reinen Leine benötigt wird. Es werden auch die Vorteile die Kette ersichtlich. Trotz ihres großen Vorteils hat sie auch zwei Nachteile: Ihr hoher Anschaffungspreis und ihr Gewicht.
So liegt man sicher vor Anker
Wie bereits erwähnt ist die richtige Wahl des Ankerplatzes das A und O. Man muss sich das Ankern folgendermaßen vorstellen:
Nicht direkt der Anker hält das Boot an der Stelle, sondern er tut dies mit Hilfe der am Boden liegenden Leine oder Kette.
Wenn sich nun das Boot durch Wind oder Welle vom Anker entfernt, wird die am Boden liegende Kette oder Leine angehoben. Durch die dadurch auftretende Kraft, wird das Boot am Entfernen gehindert.
Ist es nun so, dass kein Wellen/Windschutz besteht, treffen größere Kräfte auf das Boot. Die am Boden liegende Kette/Leine kann dies irgendwann nicht mehr abfangen und die Kraft geht direkt auf den Anker. In diesem Fall kann es vorkommen, dass dieser dadurch losgerissen wird und das Boot abdriftet.
Wählt man seinen Ankerplatz gleich sinnvoll und wirft den Anker nach den oben beschrieben Angaben, so steht einem sicheren Ankern nichts im Wege.
Fazit zum Ankern
Unter Beachtung von ein paar Tipps wird das Ankern zum Erfolg. Mehr Infos zum Ankermanöver selbst, sowie zu vielen anderen Segelmanövern könnt ihr auch in der Zeitschrift Hafenmanöver Schritt für Schritt nachlesen. Den großen Vorteil dieser Zeitschrift sehe ich darin, dass alle Manöver mit vielen Bildern gut verständlich dargestellt sind. Hierdurch könnt ihr die Manöver vorher super mit eurer Crew durchsprechen. Gerade auch bei unerfahrenen Crews habe ich hiermit super Erfahrungen gemacht.