Was gibt es für Bootsführerscheine?

Hier werden die Deutschen Segelscheine und Bootsführerscheine vorgestellt. Es gibt unterschiedliche Arten von Führerscheinen. Man kann sie untergliedern in:

  • Pflichtführerscheine
  • freiwillige Führerscheine

Die Pflicht- Bootsführerscheine sind die Grundlage um größere bzw. stärker motorisierte Boote in Binnengewässern und dem Meer führen zu dürfen. Hierzu gehören der SBF Binnen für den Binnenbereich und der SBF See, der für das Meer notwendig ist.

Über diese Scheine hinaus gibt es auch die freiwilligen Führerscheine. Bei den freiwilligen Führerscheinen werden auch die Segelkenntnisse mit geprüft. Um eine Segelyacht zu chartern und vor allem  verlangen mittlerweile viele Vercharterer, vor allem am Meer, die Vorlage eines solchen Scheins.

Die freiwilligen Führerscheine werden durch den Abstand vom Festland unterschieden. Der „Kleinste“, der Sportküstenschifferschein (SKS) geht bis 12 sm. Der nächst größere ist der Sportseeschifferschein (SSS). Dieser geht bis 30 sm und ist vorgeschrieben, wenn man das Segeln kommerziell betreiben möchte. Der „größte“ Führerschein ist der Sporthochseeschifferschein (SHS). Dieser gilt weltweit und auf allen Ozeanen.

Alle Führerscheine und die Voraussetzungen diese zu erlangen werden im folgenden Abschnitt vorgestellt.

Wann brauche ich einen Bootsführerschein?

Bootsführerscheine sind in Europa für das Führen motorisierter Boote ab 11,03 KW, d.h. 15 PS an der Schraube notwendig. Wer ein Boot, egal ob Segelboot oder Motorboot ab 15 PS chartern möchte, muss beim Vercharterer einen gültigen Führerschein vorweisen. Durch die Prüfungsabnahme wird das sichere Führen eines Bootes bewiesen.

Unterschiedliche Gewässer, unterschiedliche Scheine

Achtung, an unterschiedlichen Gewässern sind unterschiedliche Bootsführerscheine notwendig. Teilweise haben Gewässer, wie zum Beispiel der Bodensee, auch ihre eigenen Patente. Erkundigt euch immer im Voraus, ob euer Schein für das ausgewählte Gewässer gültig ist!

Segeln ohne bzw. mit Motor bis 15 PS

Für das Segeln ohne bzw. mit einem Motor unter 15 PS ist kein Motor- oder Segelschein vorgeschrieben. Es ist jedoch zu empfehlen den SBF Binnen vor dem Chartern abzulegen, da die Vorfahrtsregeln und ähnliches sicher sitzen müssen.

Übersicht der Bootsführerscheine

Ab einer bestimmen Bootsgröße werden gerade zum Chartern Bootsführerscheine verlangt. Hier werden die wichtigsten beschrieben und dargestellt.

Sportführerschein Binnen (SBF Binnen)

Der SBF Binnen ist „Der Einsteigerführerschein“. Dieser gilt für deutsche Seen und Flüsse. Mit ihm darf man Boote bis zu einer Gesamtlänge von 15 Metern führen. Auch beim Chartern (Mieten) von Booten wird dieser Schein oft als Voraussetzung gesehen.

Für das Ablegen des SBF Binnen Motor ist ein Mindestalter von 16 Jahren vorausgesetzt. Außerdem muss man ein ärztliches Attest vorlegen.

Den SBS Binnen kann man als Motorbootschein, als Segelschein, oder als Kombination erlangen.

Man muss für den Erwerb sowohl eine theoretische, als auch eine praktische Prüfung absolvieren. In der Theorieprüfung muss man 30 Fragen beantworten. Davon 7 Basisfragen und 23 spezifische Fragen Binnen. Möchte man den SBS Binnen unter Segel mit machen beantwortet man weitere 7 spezifische Segelfragen. Die richtige Antwort wählt man aus 4 Antwortmöglichkeiten aus. Man hat hierzu zwischen 35 und 60 Minuten Zeit, je nachdem welche Teile man gewählt hat.

Bei der praktischen Prüfung muss man zeigen, dass man das Boot sicher führen kann. Dabei werden folgende Manöver verpflichtend abgeprüft:

  • Mensch-über-Bord Rettungsmanöver
  • An- und Ablegen

Zudem wird ein weiteres Manöver (Anlegen Rettungsweste, Aufstoppen, Wenden auf engem Raum, Schifffahrtszeichen, Fahren nach Kompass, oder Schallsignale) geprüft. Zudem werden einzelne Knoten abgefragt, die gezeigt und erklärt werden müssen.

Wählt man die Version unter Segeln werden folgende Manöver geprüft:

  • Ab- und Anlegen unter Segeln
  • Rettungsmanöver unter Segeln
  • Segel setzen und bergen
  • Anluven und Abfallen
  • Steuern nach Schifffahrtszeichen oder Wind
  • Rettungsweste oder Sicherheitgurt anlegen
  • Knotenkunde

Wer den Kombischein wählt, wird sowohl unter Motor, als auch unter Segel geprüft.

Die theoretische und die praktische Prüfung muss man innerhalb von 12 Monaten absolvieren, um den SBF Binnen erfolgreich zu bestehen.

Sportbootführerschein See (SBF See)

Der SBF See ist dem SBF Binnen sehr ähnlich. Er ist ebenso ein Pflichtführerschein. Dieser gilt jedoch nicht für die Binnengewässer sondern für die Küstenregionen (Bis zu 3 sm seewärts der Niedrigwasserlinie). Der SBF See ist ein reiner Motorboot Führerschein, der ab 16 Jahren erworben werden kann. Auch hier muss man ein ärztliches Attest vorweisen.

Es muss sowohl eine theoretische, als auch eine praktische Prüfung absolviert werden. In der Theorieprüfung werden sowohl Basisfragen, als auch spezifische Fragen See gestellt. Die richtige Antwort wird aus je 4 Antwortmöglichkeiten ausgewählt. Zudem ist eine Navigationsaufgabe zu lösen. Für die gesamte theoretische Prüfung hat man 60 Minuten Zeit.

Bei der praktischen Prüfung muss man zeigen, dass man das Boot sicher führen kann. Dabei werden folgende Manöver verpflichtend abgeprüft:

  • Mensch-über-Bord Rettungsmanöver
  • An- und Ablegen
  • nach Kompass fahren
  • Peilung oder Kreuzpeilung

Zudem wird ein weiteres Manöver (Anlegen Rettungsweste oder Sicherheitsgurt, Aufstoppen, Wenden auf engem Raum, Schifffahrtszeichen, Schallsignale) geprüft und man muss 6 Knoten zeigen und erklären.

Beide Prüfungen muss man innerhalb von 12 Monaten absolvieren, um den SBF See erfolgreich zu bestehen.

Gerade Seglern bevorzugen diesen Schein meist, da man mit ihm ein Segelfahrzeug auf dem Meer führen darf.

Sportküstenschifferschein (SKS)

Der SKS gilt als der Segelschein, der als Grundlage zum Chartern von Yachten dient. Dieser Schein befähigt einen zum Führen von Yachten unter Segel und unter Motor. Er kann ab 16 Jahre erworben werden und ein ärztliches Attest, sowie die Vorlage des SBF See sind Grundlage. Er ist weltweit gültig in Küstengewässern bis zu 12sm. Zudem ist man mit dem SKS befähigt innerhalb dieser 12 sm Zone ein Schiff gewerblich zu führen.

Seemeilennachweis

Um für die Prüfung des SKS zugelassen zu werden, muss man mindestens 300 Seemeilen auf einer Yacht in Küstengewässern nachweisen. 

Für das Erlangen dieses Scheins ist eine theoretische und eine praktische Prüfung notwendig. Die theoretischen Fragen sind eingeteilt in die Blöcke: Navigation, Schifffahrtsrecht, Wetterkunde und Seemannschaft. In der Prüfung werden 30 Fragen innerhalb von 90 Minuten beantwortet. Das Besondere hierbei ist, dass die Antwort frei geschrieben wird. Zudem muss man im zweiten Teile eine Karten- und Gezeitenaufgabe lösen. Hierzu hat man auch 90 Minuten Zeit. Allerdings kann man auch beide Theorieteile unabhängig voneinander prüfen lassen.

Für die praktische Prüfung werden folgende Pflicht-Manöver abverlangt:

  • Boje über Bord Manöver
    • mit Maschine
    • Unter Segel
    • Unter Segel mit Unterstützung der Maschine
  • An- und Ablegen unter Motor
  • Wende, Halse, Q-Wende, Beidreher unter Segel

Zudem werden von den Prüfern Fragen zu den Themenblöcken Navigation, Wetterkunde, Seemannschaft, Manöver und Motoranlage gestellt. Für die gesamte praktische Prüfung rechnet man ca. mit 45 Minuten pro Prüfling. Die Prüfer haben auch ein geschultes Auge, wie die Zusammenarbeit innerhalb der Crew funktioniert, was für den Segelalltag eine wichtige Grundlage ist.

Überschrift

Es macht auf jeden Fall Sinn zuerst die theoretische Prüfung abzulegen. Das hier erlangte Wissen kann man für die praktische Prüfung super nutzen.

Sportseeschifferschein (SSS)

Mit dem Besitzen des SSS ist man dazu befähigt, gewerblich genutzte Sportboote, sowie Traditionsschiffe, zu führen. Er ist gültig auf küstennahen Seegewässern. Zudem ist im Schein ein Internationales-Zertifikat der Vereinten Nationen enthalten.

Als theoretische Grundlage dienen auch die vier Themengebiete: Schifffahrtsrecht, Wetterkunde, Navigation und Seemannschaft. Alle 4 Themenblöcke können einzeln, allerdings innerhalb von 24 Monaten, abgelegt werden. Im Gegensatz zur theoretischen Prüfung beim SKS müssen alle Themen noch grundlegender verstanden und beantwortet werden. Viele Prüflinge lernen hier sogar die Paragraphen.

Auch die praktische Ausbildung ist ziemlich anspruchsvoll. Von den grundlegenden Manövern, über die Rettungsmanöver und ein Notfallmanagement, bis hin zur Technik an Bord und dem Umgang mit dem Boot und der Crew, wird alles geprüft. Zudem ist die Wetterkunde ein grundlegender Aspekt, sowie Radar, Electronic Chart System und die nautische Literatur, zu der die Seekartenarbeit gehört.

Während der Prüfung wird die gesamte Leistung beurteilt. Es wird geschaut, ob der Prüfling in der Lage ist eine Yacht und eine Crew unter Berücksichtigung aller anderen Themenbereiche sicher zu führen.

Da die Anforderungen an diesen Schein sehr komplex sind, möchte ich an dieser Stelle an Herrn Rolf Dreyer verweisen. Auf seinen Seiten gibt es ausführliche Informationen zu den Anforderungen und den Prüfungsteilen.

Sporthochseeschifferschein (SHS)

Der SHS befähigt einen zum Führen von Yachten unter Antriebsmaschine, sowie unter Segel. Außerdem ist das Führen von Traditions- und Ausbildungsschiffen erlaubt.

Dieser Schein ist Grundlage der gewerblichen Sportbootnutzung für die weltweite Fahrt. Der Hauptunterschied zum SSS ist das Verlassen der küstennahen Gewässer.

Da dieser Bootsschein sehr speziell ist, wird er hier nicht näher beschrieben. Weitere Informationen findet ihr aber bei Rolf Dreyer.

Bodenseeschifferpatent (BSP)

Darüber hinaus gibt es noch diverse andere Scheine, welche Reginonal notwendig sind. Hierzu gehört beispielsweise das Bodenseeschifferpatent (BSP)

Das BSP ist Voraussetzung für das Führen eines Maschinenfahrzeugs mit einer Maschinenleistung von mehr als 4,4 kW, sowie bei Segelfahrzeugen mit mehr als 12m² Segelfläche.

Auch hier liegt für ein erfolgreiches Bestehen ein ärztliches Gesundheitszeugnis zugrunde. Ab 14 Jahren kann der Motorbootführerschein und ab 18 Jahren das Patent für Segelboote erworben werden.

Wohnsitz in Österreich oder Schweiz

Wer seinen Hauptwohnsitz in Österreich oder der Schweiz hat, kann die Prüfung nicht in Deutschland ablegen. Hierfür ist die jeweilige nationale Behörde zuständig.

Für den Erwerb ist eine schriftliche, sowie praktische Prüfung notwendig.

Wer im Besitz des SBF Binnen unter Segel oder des SKS ist, dem wird die praktische Prüfung erlassen. Zudem werden theoretische Segelfragen anerkannt.

Inhabern des SBF See oder SBF Binnen unter Motor wird die Motorbootprüfung anerkannt.
Für die theoretische Prüfung hat man 60 Minuten für den allegmeinen Teil und 20 Minuten für den Segelteil. Bei der praktischen Motorboot-Prüfung werden folgende Manöver abverlangt:

  • Ab- und Anlegen an mit der Steuerbord- sowie Backbordseite
  • „Mann-Über-Bord“ Manöver
  • Manöver, wie Kursfahren, Rückwärtsfahrt, Ankern, Wenden auf engem Raum, Rettungsweste oder Lifebelt anlegen
  • nautische Kenntnisse, wie Kreuzpeilung, Seekartenarbeit, nautischen Begriffe, nach Kurs fahren

Für die praktische Segel-Prüfung muss man Folgendes beherrschen:

  • „Mann-Über-Bord“ Manöver unter Segeln
  • Beherrschen der Knoten (siehe Knotenkunde)
  • Beidreher
  • Manöverkreis fahren
  • Segel setzen und bergen
  • Segel reffen
  • Ankermanöver

Der Segelschein Yacht

Der Unterschied zum Erwerb anderer Bootsführerscheine ist, dass beim Ausbildungstörn zum Yachtschein Profiskipper an Bord sind . Der Fokus liegt auf einer professionellen praktischen Ausbildung, bei der theoretische Aspekte mit behandelt werden.

Voraussetzung zum Chartern

Mit dem Segelschein Yacht kann grundsätzlich überall gechartert werden. Allerdings gilt als Voraussetzung das Innehaben des SBF See.

Der Segelschein Yacht ist international anerkannt. Der Inhaber hat gelernt, eine Yacht sicher und verantwortungsbewusst zu führen.

Wichtige Informationen zum Segelschein Yacht:

  • keine bestimmte Anzahl an Seemeilen nachzuweisen
  • Mindestausbildungszeit: 30 Praxisstunden und 10 Theoriestunden
  • ab 14 Jahre zulässig
  • Am Ende des Törns: Ausfüllen theoretischer Fragebogen
  • praktische Prüfung am letzten Ausbildungstag

Skipper als Co-Prüfer

Um ein realistisches Bild des Prüflings zu erhalten, ist der Skipper Co-Prüfer am Prüfungstag. So werden alle Fähigkeiten der Ausbildungszeit mit einbezogen und nicht nur die Momentaufnahme der Prüfung.

Weitere Informationen findet ihr hier.

Wo mache ich einen Bootsführerschein

Der bekannteste Weg zum Bootsführerschein führt über eine Sportbootschule welche einer Fahrschule ähnelt. Die Sportbootschule finden sich nicht nur am Meer, sondern oftmals auch in größeren Städten. Des Weiteren werden oftmals auch Bootsführerscheinkurse von Universitäten oder Volkshochschule angeboten. Bei diesen Schulen findet der theoretische Unterricht meist vor Ort statt.

Der moderne und zunehmend beliebtere Weg, ist den Bootsführerschein online abzulegen. Hierbei kann die Materie von zuhause aus gelernt werden. Gute Online-Sportbootschulen wie die bootsschule1.de stehen zudem für Rückfragen bereit so dass auch hier keine Fragen ungeklärt bleiben.

SBF See Praxis

Bei den „kleineren“ SBF-Führerscheinen kann die Praxis teils in der Nähe auf Binnengewässern stattfinden. Spätestens beim SKS-Führerschein wird das Meer jedoch zur Voraussetzung.

selbst_skipper_captain_werden

Prüfungsfragen lernen

Eine sehr gute Möglichkeit zum kostenlosen lernen der amtlichen Prüfungsfragen findet ihr auf bootspruefung.de bzw. in der entsprechenden App (Android/IOS).

Fazit

Bootsführerscheine sind Grundlage, um ein Boot chartern zu können. Zudem werden wichtige Grundfähigkeiten zum Sicheren Umgang mit dem Boot und auf dem Wasser erworben.

Welcher Schein der richtige ist, ist abhängig von den bevorzugten Segelgebieten.

Weitere interessante Themen